Innovationsprozesse erfolgreich umsetzen

Aus der Innovationsforschung entstammen zahlreiche Phasenmodelle für den Innovationsprozess, die sich u. a. in ihrer Detaillierung unterscheiden. Ein in der Praxis weitverbreiteter Ansatz ist der Stage-Gate-Prozess™ nach Cooper (2011) (StageGate® is a registered trademark of Product Development Institute Inc.), der im Management-Handbuch Innovation (*Affiliate-Link) von Müller-Roterberg (2018) ausführlich vorgestellt wird bzw. im Werk von Cooper über den Stage-Gate-Prozess (*Affiliate-Link) nachzulesen ist..

Beim Stage-Gate-Prozess wird der Innovationsprozess in Stages und Gates unterteilt. Zwischen jedem Schritt („Stage“) folgt eine Überprüfung der Idee bzw. des Vorhabens („Gate“), bei der entschieden wird, ob die Idee/Vorhaben weiterverfolgt oder fallengelassen wird, bevor es zum nächsten Schritt im Prozess kommt. Die inhärente Komplexität und Unsicherheit von Innovationsvorhaben wird dadurch sukzessive abgebaut. Zudem lassen sich mit diesem strukturierten Entscheidungsverfahren die Projekt- bzw. Produkt-Flopraten senken und die begrenzten Unternehmensressourcen effektiv und effizient nutzen.

Der Stage-Gate-Prozess muss nach Cooper (2011) interdisziplinär ausgestaltet sein. Die Interdisziplinarität führt dazu, dass jeder „Stage“ und auch alle „Gates“ von allen Abteilungen des Unternehmens funktional-übergreifend bearbeitet werden: Es gibt keine Abteilung eines Unternehmens in der ein Stage/Gate ausschließlich beheimatet ist, d. h., es gibt keinen Marketing- oder FuE-Stage/Gate. Es ist ein bereichsübergreifender Geschäftsprozess, der interdisziplinär durchgeführt und entschieden wird. Dieser Ansatz ist ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Innovationen.

Im Stage-Gate-Prozess wechseln sich Informations-/Analyse-Phasen mit Entscheidungspunkten ab. In jeder Phase werden daher neue Informationen gesammelt, analysiert und ausgewertet, um die Unsicherheit bei Innovationsvorhaben zu reduzieren. Die Ergebnisse in jeder Phase („Deliverables“) dienen als Basis für die Entscheidungen an den Gates.

Bei jedem Gate ist ein Entscheidungsgremium („Gatekeeper“) einzusetzen, das interdisziplinär aus verschiedenen Bereichen des Unternehmens (FuE, Produktion, Marketing und Vertrieb, Qualitätsmanagement, Rechts-/Patentabteilung) zusammengesetzt ist. Wichtig ist es dabei, zu Beginn des Stage-Gate-Prozesses für jedes Gate zu klären, wer diese Gatekeeper konkret sind und welche Entscheidungsautorität sie haben. Im Verlaufe des Prozesses kann sich die Zusammensetzung ändern, da zunehmend auch Entscheidungen getroffen werden mit einem höheren Investitionsvolumen (insbesondere am Gate 3., das sog. „Money-Gate“)). Gleichwohl sollten einige Gatekeeper die Vorhaben vom Beginn bis zum Ende begleiten, um Kontinuität für die Informationsweitergabe und um die Konsistenz bei den Entscheidungen sicherzustellen.

Es ist wichtig, dass an jedem Gate von den Gatekeeper final entschieden wird, ob das Vorhaben weitergeführt oder abgebrochen wird, da sich so Unsicherheiten und Risiken des Projekts systematisch reduzieren lassen und jeder Stage kostspieliger wird als der vorherige. Diese Gates sind anders angelegt als Meilensteine, die besondere Ereignisse innerhalb eines Projektes im Rahmen eines Prozessschrittes darstellen. In unten stehenden Abbildung ist der Ablauf eines vollständigen Stage-Gate-Prozesses skizziert. Im Zeitverlauf wechseln sich die Phasen („Stages“) mit den Entscheidungspunkten („Gates) ab. Der Beginn ist die Ideengenerierungsphase, bei der sehr viele Ideen entwickelt werden. Da sich die Anzahl dieser Ideen im Verlauf immer weiter reduziert, entspricht dieser Verlauf dem Bild eines Trichters. Ab Gate 3 („Money-Gate“) sollte der Trichter zu einem Tunnel werden, da ab dort die Projektabbrüche sehr gering sein sollten.

Innerhalb der Phasen sind bei den einzelnen Projekten frühzeitig Kunden bzw. Nutzer einzubinden. Hier bietet es sich an, die Annahmen (Hypothesen) über die Wünsche, Bedürfnisse und Probleme der Kunden frühzeitig in Form von Experimenten zu testen, um daraus für die weitere Entwicklung zu lernen. Dieser sog. Hypothesize-Design-Test-Learn-Zyklus der Lean-Startup-Methode wird im Management-Handbuch Innovation von Müller-Roterberg (2018) ausführlich erläutert und sollte mit dem Stage-Gate-Prozess kombiniert werden.

Hier geht es weiter mit Innovationsprozesse erfolgreich umsetzen Teil 2.