Scoring-Verfahren (Nutzwertanalyse)

Das Scoring-Verfahren wird auch als Nutzwertanalyse bezeichnet. Beim Scoring-Verfahren werden mehrere Vorhabensalternativen anhand mehrdimensionaler Bewertungskriterien miteinander verglichen. Dabei können messbare, objektive aber auch nicht direkt messbare, subjektive Kriterien berücksichtigt werden. Diese Form der Analyse kommt insbesondere zur Anwendung, wenn monetär quantifizierbare Bewertungskriterien fehlen oder schwer formulierbar sind.

Die Durchführung eines Scoring-Verfahrens erfolgt in den folgenden fünf Schritten:

  • Festlegung der Bewertungskriterien
  • Festlegung der Gewichtungsfaktoren
  • Bewertung von Alternativen
  • Nutzwertermittlung und
  • Ermittlung der Rangfolge bzw. Auswahl

Bei der Festlegung der Bewertungskriterien wird eine Matrix mit den (wichtigsten) Kriterien, die man bewerten möchte aufgestellt. In der ersten Spalte werden die Kriterien und in der ersten Zeile die Alternativen geschrieben. Hinzu wird in der zweiten Spalte der Gewichtungsfaktor jedes einzelnen Kriteriums geschrieben.

Folgende Bewertungskriterien können für Innovationsvorhaben z. B. verwendet werden:

Strategische Bedeutung und Fit

  • Strategische Bedeutsamkeit des Projektes für das Unternehmen
  • Grad, zu dem das Projekt mit der Unternehmensstrategie harmoniert
  • Einfluss auf das Geschäft(smodell)

Produkt-Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit:

  • Wahrnehmbarer Nutzen für den Kunden (Value Proposition)
  • Bedeutung für den Kunden
  • Konformität mit Kundentrends
  • Neuheitswert
  • Differenzierungsvorteile ggü. Wettbewerbern
  • Nachhaltigkeit des Wettbewerbsvorteils
  • Einstiegsbarriere für Wettbewerber
  • Schutz vor Nachahmung/Patentsituation

Markt-Attraktivität

  • Marktgröße sowie Marktwachstumsrate (sinkend/konstant/steigend (stark))
  • Wettbewerbssituation (Preiswettbewerb/Differenzierung möglich (leicht/schwer)/Monopolstellung)
  • Markteintrittsbarrieren (hoch/mittel/gering/keine)

Machbarkeit

  • Wahrscheinlichkeit der technischen Umsetzung (gering/mittel/hoch)
  • Entwicklungsdauer sowie Entwicklungskosten
  • Technische Komplexität des Projektes
  • Technische Unsicherheit
  • Technologische Kompetenz (ggf. in Partnerschaft) für die Entwicklung

Je nach Produkt können noch weitere Kriterien hinzukommen z. B.

  • Produktsicherheit/-zuverlässigkeit
  • Produktdesign
  • Materialverfügbarkeit/-qualität
  • Produktbedienbarkeit
  • Wartungsfreundlichkeit
  • Produktanpassungsfähigkeit
  • Produktstandardisierbarkeit

Synergieeffekte

  • Lerneffekte: verstärkt/vertieft das eigene technische Know-how, Fachwissen
  • Verbessert die Produktionsmöglichkeiten
  • Erhöht Marketing-, Vertriebs- und Verkaufskompetenz/-ressourcen des eigenen Unternehmens
  • Stärkt das Hightech-Image
  • Mögliche Folgeprojekte/-produkte

Rendite vs. Risiken

  • Hoher Net Present Value
  • Attraktiver interner Zinsfuß
  • Kurze Amortisationsdauer
  • Entwicklungsaktivitäten der Konkurrenz
  • Länge der Marktphase
  • Bekanntheit mit dem Markt
  • Sicherheit über die finanziellen Schätzungen

Die ausgewählten Kriterien sind auf einer einheitlichen Skala zu normieren (z. B. Rating-Skala mit 0 bis 6 Punktesystem).

Die Gewichtungsfaktoren können entweder über Experten festgelegt oder aus Kundenbefragungen abgeleitet werden. Methodisch lassen sich diese Einschätzungen/Befragungen zur Bestimmung der Gewichtungsfaktoren auswerten durch einfache Punktbewertungen (oder Prozentangaben) bzw. mittels Paarvergleiche, Regressionsanalysen oder Conjoint-Analysen. Die Gewichtungsfaktoren müssen letztlich in eine Skala, z. B. mit 0 („irrelevant“) bis 5 („sehr hohe Bedeutung“), überführt werden.

Die Berechnung der sog. Nutzwerte eergibt sich aus der Multiplikation der jeweiligen Teilnutzen mit den Gewichtungsfaktoren des jeweiligen Bewertungskriteriums.

Zum Schluss wird die Rangfolge der verschiedenen Alternativen festgestellt und auf dieser Grundlage eine Auswahl getroffen. Die Alternative mit dem höchsten Gesamtnutzen wird als die vorteilhafteste Alternative und somit als „Gewinner“ unter den verschiedenen Alternativen bezeichnet. Ein Beispiel für ein Scoring-Verfahren mit der entsprechenden Bewertungsmatrix findet sich in der nachfolgenden Tabelle:

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